Siegel des Königreichs Westphalen und des Départements Aller
Die Napoleonische Zeit Zeit wird auch oft als Franzosenzeitbezeichnet. "[Sie] wurde – vor allem in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts – als die Epoche der französischen Herrschaft über große Teile Europas zwischen 1792 und 1815 (Napoleonische Kriege) bezeichnet. Sie wurde oft mit der Regierungszeit Napoleon Bonapartesgleichgesetzt und meinte insbesondere die Zeit der französischen Besatzung großer Teile des damaligen Deutschland, ihrer direkten Zugehörigkeit zum französischen Kaiserreich oder zu napoleonischen Vasallenstaaten wie dem Königreich Westphalen. Die Franzosenzeit endete mit Napoleons militärischer Niederlage in der Schlacht bei Waterloo 1815. Die Zeit galt wegen der dadurch verursachten antifranzösischenRessentiments als Inkubationszeit einer deutschen nationalen Identitätsbildung in Abgrenzung zum so genannten „Erbfeind“. Im Zuge der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Begriff an politischer Relevanz verloren."
Die Napoleonische Zeit insgesamt ist sehr differenziert zu betrachten und umfassend. Daher können natürlich auch hier nur die Aspekte angesprochen werden, die für uns von Relevanz sind. Es geht also nicht um Napoleon Bonaparte, aber um seinen Bruder Jerome, der von ihm zum König im Königreich Westphalen (1807 - 1813) ernannt wurde, nicht zuletzt, um hier einen Modellstaat mit Errungenschaften der Französischen Revolution zu entwickeln. Und zu diesem Königreich gehörte auch die Wedemark.
Gliederung der Seite:
- Napoleon I. Bonaparte, Französischer Kaiser - Jerome Bonaparte, König von Westphalen - Königreich Westphalen, ein Modellstaat - Napoleonische Zeit in der Amtsvogtei Bissendorf - Militärwesen im Kurfürstentum Hannover - Rekrutenaushebung in der Amtsvogtei Bissendorf 1803
Kaiser der Franzosen "Napoleon Bonaparte, (1769 - 1821)
... Aus korsischer Familie stammend, stieg Bonaparte während der Französischen Revolution in der Armee auf. Er erwies sich als ein militärisches Talent ersten Ranges. ... Von 1799 bis 1804 als Erster Konsul der Französischen Republik und anschließend bis 1814 sowie nochmals 1815 als Kaiser der Franzosen stand er einem diktatorischen Regime mit plebiszitären Elementen vor. ... Durch verschiedene Reformen – etwa die der Justiz durch den Code civil oder die der Verwaltung – hat Napoleon die staatlichen Strukturen Frankreichs bis in die Gegenwart hinein geprägt und die Schaffung eines modernen Zivilrechts in besetzten europäischen Staaten initiiert. Außenpolitisch errang er, gestützt auf die Armee, zeitweise die Herrschaft über weite Teile Kontinentaleuropas. ... Auf den katastrophalen Ausgang des Feldzugs gegen Russland ab 1812 folgten die Befreiungskriege, die Erschütterung der Vorherrschaft Frankreichs in großen Teilen Europas und letztlich der Sturz Napoleons. Nach einer kurzen Phase der Verbannung auf Elba kehrte er 1815 für hundert Tage an die Macht zurück. In der Schlacht bei Waterloo wurde er endgültig besiegt und bis zu seinem Lebensende auf die Insel St. Helena verbannt."
Der jüngste Bruder Napoleons I. (1764 - 1860) wurde im Collège zu Juilly erzogen. Nach dem 9.11.1799 zog ihn Napoleon zu sich heran, doch mußte er wegen seiner leichtfertigen und verschwendungssüchtigen Lebensart bald wieder die Umgebung Napoleons verlassen. ... Als Napoleon im Frieden von Tilsit am 7.7.1807 das Königreich Westfalen begründete, setzte er J. zum König ein, in einen Staat, der aus den rechtsrhein. Gebieten Preußens, aus Kurhessen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Teilen Hannovers gebildet wurde. Er verheiratete ihn mit der Tochter des Königs von Württemberg. Der formal souveräne König von Westfalen blieb als franz. Prinz politisch und persönlich abhängig vom Kaiser. Im Interesse der napoleonischen Machtpolitik sollte das neugeschaffene Königreich zum Modellstaat entwickelt werden. Es mangelte J. weder an liberaler Gesinnung noch an Fähigkeiten, im Sinne der kaiserl. Regierungsanweisung ein vorbildlich organisiertes sowie mustergültig verwaltetes Staatswesen einzurichten. Die Einführung des Code Napoléon, der Aufbau eines fortschrittlichen Gerichtswesens mit Geschworenengerichten, die Abschaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit, die Durchsetzung der Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Leibeigenschaft sowie die Ablösbarkeit der grundherrlichen Rechte sind die wichtigsten der von J. tatkräftig geförderten napoleonischen Neuerungen. Die Reformpolitik des westfäl. Königs und seiner Regierung mußte jedoch scheitern, weil die maßlosen finanziellen, militärischen und wirtschaftlichen Anforderungen des franz. Kaisers dem neuen Staate die Existenzgrundlage entzogen. Der Ruin der Staatsfinanzen sowie die bedrückende Lage der Bevölkerung wurden weniger durch die so oft dargestellte Verschwendungssucht am Kasseler Hofe, als vielmehr durch die Eroberungs- und Ausbeutungspolitik Napoleons bewirkt. Nach dem Zusammenbruch von dessen Großreich fand J. Zuflucht zunächst in der Schweiz und dann in Triest. Dem Zwischenspiel der Hundert Tage, an dem er in der Schlacht bei Waterloo mitwirkte, folgte endgültig das Exil. Als Fürst von Montfort (1816) verbrachte J. über 30 Jahre in Württemberg, Österreich, dem Vatikanstaat und Florenz. Erst die Revolution von 1848 ermöglichte ihm die Rückkehr nach Frankreich. Er wurde Ende 1848 Gouverneur der Invaliden in Paris, 1850 Marschall von Frankreich und, nach dem Staatsstreich seines Neffen Louis Napoléon (Napoleons III.), im 2. Kaiserreich Präsident des Senats sowie kaiserl. Prinz mit dem Recht der Thronnachfolge.
Quelle: Nach https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557432.html
Jeromes Aufenthalt in unserer Region:
1810 in Bad Nenndorf zur Kur, 1810 in Celle, 1810 in Hannover,14 Tage .
Königreich Westphalen, ein Modellstaat
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Militärwesen im Kurfürstentum Hannover "Bis ins 16. Jahrhundert bestand das militärische Aufgebot aus der Lehnsmiliz, also der zum militärischen Dienst verpflichteten Ritterschaft, und dem Heerbann, das heißt, Teilen der Landbevölkerung. ... Seit dem Aufkommen der Feuerwaffen im 15. Jahrhundert wurden zunehmend Söldnerheere eingesetzt, die jeweils für einzelne Kriege verpflichtet und anschließend wieder aus dem Dienst entlassen wurden. ... Stehende Truppen gab es bis ins 17. Jahrhundert nur in sehr geringem Umfang. Lediglich die herzoglichen Leibwachen und Soldaten zur Sicherung der Celler Residenz standen permanent im Dienst der Herzöge."