"Quandt ist der Name einer deutschen Industriellenfamilie. Die als öffentlichkeitsscheu geltenden Quandts nahmen 2014 mit 31 Milliarden Euro den Spitzenplatz der reichsten Deutschen ein. Die Grundlagen des heutigen Vermögens wurden vor dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere während der Zeit des Dritten Reichs geschaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug das Engagement von Herbert Quandt bei der Sanierung des Automobilherstellers BMW Anfang der 1960er Jahre zur Vermögensmehrung bei. Ein wesentlicher Teil des Quandt-Vermögens besteht heute in der Beteiligung an BMW. Zum gegenwärtigen Reichtum der Familie hat außerdem der Erfolg der Pharmafirma Altana beigetragen.[1]Die Familie Quandt gilt heute als die reichste Familie in Deutschland."
Das Vermögen "erwarb" sie durch ihren Einsatz im Kaiserreich und unter dem Schutz der Nazis - z.B. durch KZ-Häftlinge auf dem Firmengelände der AFA in Hannover-Stöcken. Nach Kriegsende rettete Herbert Quandt sich und einen Teil seines Vermögens über einen Aufenthalt in Bissendorf-Wietze.
Der Historiker David de Jong schreibt darüber in seinem Buch:
Quelle: de Jong, David, Braunes Erbe, Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien, Köln 1922, S. 256 ff.
Die Familie Quandt mit ihren verschiedenen Unternehmer-Generationen hat ihr Engagement in der Nazi-Zeit über Jahrzehnte verschwiegen, sie vor nicht allzu langer Zeit erst aufarbeiten lassen. Eine klare Distanzierung von ihrer Geschichte fehlt, ebenso eine Entschuldigung o.ä. bei Tausenden, die für sie schuften mussten oder gar umgekommen sind. Der "Stammvater" Günter Quandt oder seine beteiligten Söhne wurden nie belangt!
Der Verbleib von Herbert Quandt mit der Führungsriege seines Unternehmensteils in Bissendorf war nicht vorübergehend, er dauerte bis 1950:
Quelle: Scholtyseck, Joachim, Der Aufstieg der Quandts, Eine deutsche Unternehmerdynastie, München 2011, S. 822 f.
Ein sehenswerter Film über die Quandts liegt noch heute bei YouTube vor:
Exkurs: KZ Hannover Stöcken
Hannover-Stöcken (Accumulatoren-Fabrik, AFA) Informationen zur Geschichte
Name des Außenlagers: Accumulatoren-Fabrik Stöcken
Zeitraum des Bestehens: 17. Juli 1943 bis 7. April 1945 Anzahl der Häftlinge: 1500 Männer Art der Arbeit: Produktion von Batterien für U-Boote Auftraggeber: Accumulatoren-Fabrik AG
Im Hannoveraner Ortsteil Stöcken wurde unmittelbar neben der damaligen Accumulatoren-Fabrik, der heutigen Varta AG, ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme errichtet. Zwischen dem Marienwerder Wald und dem Rossbruchgraben, ungefähr 120 Meter südlich des Werkes, war das Lager von einem Häftlingsvorauskommando ab Juli 1943 auf einer Brachfläche errichtet worden. Als die ersten Baracken fertig gestellt waren, erreichten weitere Transporte aus dem Stammlager Neuengamme das Lager. Im Juli 1944 waren etwa 1500 Männer im Lager. Überlebende berichteten, dass es monatlich einen Austausch von kranken Häftlingen gegen neue Arbeitskräfte aus dem Stammlager Neuengamme gegeben habe. Neben den Bauarbeiten zur Fertigstellung und Erweiterung des Lagers wurden die Häftlinge in den Accumulatorenwerken in der Produktion von U-Boot-Batterien eingesetzt. Hierzu gehörte die Arbeit in der Bleigießerei, in der Säureabteilung und an den heißen Konterwalzen. Fehlender Arbeitsschutz führte zu Unfällen und Gesundheitsschäden. Im Lager Stöcken wurden 403 Tote registriert. Darin nicht enthalten ist eine nicht bekannte Zahl von Häftlingen, die aufgrund von Krankheiten und allgemeiner Körperschwäche ins Stammlager Neuengamme zurücktransportiert wurden. Im ersten Jahr des Bestehens des Außenlagers wechselten die Lagerführer mehrmals: dem SS-Oberscharführer Johannes P. folgte bald der SS-Untersturmführer Hugo Benedict und diesem der SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem. Im Juli 1944 wurde SS-Hauptsturmführer Kurt Klebeck Kommandant, der diese Funktion bis zur Evakuierung ausübte und nach Benedict gleichzeitig Stützpunktleiter aller Hannoveraner Außenlager des KZ Neuengamme wurde. Im Zuge der Räumung verließen in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1945 die „marschfähigen“ Häftlinge das Außenlager Stöcken zu Fuß in Richtung Bergen-Belsen, wo sie am 8. April eintrafen. Häftlinge, die nicht Schritt halten konnten, wurden von SS-Wachleuten erschossen. Die kranken Häftlinge wurden am 8. April per Bahn aus Stöcken abtransportiert. Über Fallersleben und Wolfsburg erreichte der Zug Mieste, von wo aus die Häftlinge nach Gardelegen weitermarschierten. Am 13. April wurden sie dort gemeinsam mit einer größeren Gruppe von Häftlingen aus dem KZ Mittelbau-Dora in eine Feldscheune geführt, die anschließend in Brand gesetzt wurde.
Gedenkstätte An der Gabelung Garbsener Landstraße/Auf der Horst im Stadtteil Hannover-Marienwerder, auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers Hannover-Stöcken, befindet sich seit dem 9. Mai 1987 ein Mahnmal, eine Skulptur von Hans-Jürgen Breuste und eine Gedenktafel. [...] Literatur Herbert Obenaus: Die Räumung der Außenlager des KZ Neuengamme im Raum Hannover, in: Detlef Garbe/Carmen Lange (Hg.): Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945, Bremen 2005. Hans Hermann Schröder: Das erste Konzentrationslager in Hannover: Das Lager bei der Akkumulatorenfabrik in Stöcken, in: Rainer Fröbe u. a.: Konzentrationslager in Hannover, KZ-Arbeit und Rüstungsindustrie in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs, Bd. 1, Hildesheim 1985, S. 44–107.