An dieser Stelle folgt keine Wirtschaftsgeschichte der Wedemark, sondern nur eine Sammlung verschiedener Informationen aus verschiedenen Zeiten und ökonomischen Bereichen.
Die Wedemark war bis ca. 1900 ein reines Agrargebiet mit einer Produktion, die durchschnittlich und der hiesigen Heidelandschaft angepasst war. Es gab bis ins zwanzigste Jahrhundert vor allem Landwirtschaft und ab 1790 auch
vorindustrielle Formen der Ziegelproduktion (vgl. Kolp. Karen, Ziegelherstellung in der Wedemark 1790 – 1921, Wedemark 2020), und darüber hinaus dörfliches Handwerk. Erst nach dem Eisenbahnbau 1895 über Mellendorf in den Norden begann in der Wedemark die Industrialisierung.
Johann Jacob Heinrich Elderhorst, Amtsvogt in Bissendorf, 1797
Über Fleischkonsum
Quelle:
A.F. Büsching große Erdbeschreibung, Brünn 1787
Hahn Hellmuth,
Ablösung von der Zehntpflicht 1813,
Canton Bissendorf
Quelle:
Hahn, Hellmuth, Bissendorfer Bildchronik, Bissendorf 2011, Band 1, S. 105 f.
"Gewerbebetriebe in der Amtsvogtei:
Pachthöfe und Pachtmühlen sind in dieser Amtsvogtey nicht vorhanden,
aber eine herrschaftliche Erbenzinswindmühle, vor Mellendorf gelegen.
An Privatwindmühlen hingegen befinden sich:
- vor Bissendorf 2 Windmühlen
- zu Abbensen 1 Windmühle
- bei Elze 1 Windmühle, so dem v. Stechinelli zu Elze gehöret, erst um1685 errichtet.
- zu Negenborn 2 Wassermühlen
- beim Viehbruch 1 Wassermühle
- zu Hellendorf 1 Wassermühle (Vortmühle in Sommerbostel)
- zu Bennemühlen 1 Wassermühle, so dem v. Bothmer daselbst zugehöret
- bei Gailhof 1 Wassermühle, die Mohmühle genannt
- bei Bissendorf 1 kleine Wassermühle, so der Kirche zu Bissendorf zugehöret, jetzo aber auf einen
Erbenzins ausgetan worden.
Die Obermühle, oder Jürsenmühle, oder Wassermühle im Reitbruch nordwestlich von Abbensen wird hier nicht erwähnt, weil sie seit ca. 1750 nicht mehr in Betrieb war.
Es werden folgende herrschaftliche Forstbezirke ohne Größenangabe benannt:
- Forst Rundshorn, im Nordosten der Vogtei.
- Das Hartbruch, nördlich von Resse.
- Hennjes Camp, westlich von Mellendorf.
- Die Hellendorfer Dannen, nördlich von Hellendorf.
- Das herrschliche Gehäge, östlich von Schlage-Ickhorst.
Zur Pflege des Waldes wurden 7047 Eichenheister angepflanzt, von denen 6108 angegangen sind. Die Forstgröße wird als gering eingeschätzt. Der Mangel an Holz kann nur durch die Torfgewinnung im Bissendorfer Moor ausgeglichen werden.
An Gewerbe und Nahrung wird genannt:
Die hauptsächlichen landwirtschaftlichen Produkte, die nach außerhalb verkauft werden sind:
- Buchweizengrütze, Honig und etwas Wolle.
- Es werden zudem Pferde- und Ochsenhandel betrieben.
- Es gäbe viele Branntweinbrennereien (es werden keine Orte genannt,) mit deren Abfällen Hornvieh und Schweinemast betrieben würde. Die uns bekannten Bierbraugerechtigkeiten in Wiechendorf und Elze werden nicht aufgeführt.
Am 17. 01. 1778 geht ein Bericht auf die >>heimische Textilindustrie<< ein:
- Die 381 Feuerstellen spinnen von Michaelis bis Ostern 5943 Bund Garn, dafür werden 7429
Reichsthaler an Lohn eingenommen.
- Für die Garnspinnerei wurde hier der kurze sogenannte >>Kein-Flachs<< (Eigenname) angebaut, der
zur Leinsamengewinnung nicht gedroschen werden mußte. Man legte die >>Knoten<<, die den
Leinsamen enthielten, einfach in die Sonne, wobei die Knoten zersprangen und den Leinsamen
freigaben.
- Der Boden sei bei uns so schlecht, daß man nur den >>Kein-Flachs<< anbauen könne und nicht den
Rigaer Flachs, der sehr viel besser (länger) wäre. Auch könne man deshalb keinen Hanf anbauen.
- Es wird aus einem Pfunde (Flachs) ein Stück Werkelgarn gesponnen.
Die Geschworenen geben an, daß in der Vogtei 41 Himpten Flachs (Leinsamen) eingesät werden. Die
Bauern können den Flachs und die Wolle nach Entrichtung des Fruchtzehnten beliebig verwenden.
Die bäuerliche Leinenindustrie wurde im Hannoverschen so intensiv betrieben, daß englische Händler
große Bestände an grober Leinwand aufkauften, um damit ihre Sklaven in ihren Kolonien
einzukleiden.
- In der Vogtei werden 800 Stück >halbrheinische< Schafe gehalten, die einmal im Jahr geschoren
werden und pro Schaf ein Pfund Wolle liefern. Außerdem gibt es 630 Heidschnucken, die zweimal im
Jahr geschoren würden, aber pro Schur und Schaf nur ½ Pfund Wolle gäben."
Königreich Hannover - Amtsvogtei Bissendorf, 1830
Quelle:
HDA Sonne, Beschreibung des Königreichs Hannover, München 1830, Bd. 4, S. 208
Imkerei
Der Beruf des Imkers / Zeidlers im Mittelalter:
Geschichte der Imkerei
Von Zeidlern und hohlen Bäumen Zu allen Zeiten haben Menschen den Bienen ihren Honig geraubt. Im Mittelalter wurde ein richtiger Beruf daraus: der Zeidler. Der trug gelbe Hosen, kletterte zu seinen Bienen auf Bäume, belieferte Klöster und Kirchen mit Wachs.
Es gibt eine Höhlenmalerei bei Valencia in Spanien, die 8.000 bis 12.000 Jahre alt ist. Eine unerschrockene Person ist meterhoch einen Baumstamm nach oben geklettert und steckt dort ihren Arm tief in einen Honigstock hinein. Um sie herum schwirren aufgeregte Bienen. Es ist die älteste bekannte Darstellung eines menschlichen Honigräubers aus der Steinzeit. Solche Höhlenmalereien von Honig sammelnden Menschen findet man auch im heutigen Algerien, Libyen oder Südafrika. Sie erzählen die Geschichte der Imkerei, wie die Menschen erst Honig sammelten, später gezielt für sich produzieren ließen.
Bienenhaltung in der Antike
Bienenhaltung gibt es wahrscheinlich erst seit rund 7.000 Jahren. Zumindest gibt es aus dieser Zeit die frühesten Aufzeichnungen: aus Zentralanatolien. Auch im antiken Ägypten wurden schon Bienen gehalten. Es gibt einige Hieroglyphen, auf denen Imker dargestellt sind. Die früher Imker heißen in Mitteleuropa "Zeidler". Das kommt vom lateinischen "cidlarii" und bedeutet so viel wie "das Produkt von einem Tier wegholen", man kann also auch Kühe zeideln (melken) oder Hühner (also ihre Eier einsammeln).
... Der älteste Nachweis eines Zeidlers in Bayern stammt aus dem Jahr 748 und dokumentiert diesen Beruf am Donauufer und in Schwarzach. Der Deutsche Kaiser Karl der Große förderte in dieser Zeit die häusliche Bienenhaltung. Honig war ein Luxusgut, es gab ja noch keinen Zucker. Nur mit Honig ließen sich Süßspeisen, Lebkuchen oder Met herstellen.
Doch auch das Wachs war begehrt: für Kerzen in Klöstern und Kirchen. In Nürnberg zum Beispiel kauften die Sebaldus- und die Lorenzkirche im Jahr eine Tonne Bienenwachs auf. Mit Bienenwachs wurden aber auch Schränke eingelassen, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Kleidung aus Leinen wurde mit Wachs behandelt, um sie wasserdicht zu machen. Wachs brauchte man natürlich auch, um Urkunden zu besiegeln.
Bienen für den Kaiser
Die Bienen gehörten dem Kaiser, doch die Nutzungsrechte an ihren Produkten, die überließ er den Zeidlern. Die Imkerei von damals war aber völlig anders als heutzutage. Viele Bienenstöcke waren nämlich in hohlen Bäumen im Wald untergebracht, bis zu mehrere Meter hoch, mehrere übereinander. Wenn ein Zeidler im Wald ein wildes Bienenvolk fand, durfte er in den zugehörigen Baum sein Zeichen einschlagen und das Volk nutzen.
Auch Schutzkleidung hatten die Zeidler schon erfunden: robuste Lederjacken und eng anliegende Hosen aus dickem Wollstoff, breitrandige Hüte und ein Schleier aus handgeflochtenem Pferdehaar.
Die Ausgehtracht der Zeidler zeigte auch ihren Beruf an: eine grüne Leinenjacke als Symbol für den Wald und eine gelbe Bundhose, symbolisch für den Honig. Besonders auffällig war die Kugelmütze, die mit Stoffresten ausgestopft wurde und hoch stand, das konnten schon mal 20 Zentimeter sein.
Waldschützer und Honigproduzenten
Die Armbrust über der Schulter ist auf vielen Symbolen für Zeidler dabei, sie erinnert an eine weitere Aufgabe der Männer: Dienst an der Waffe. Sie gaben dem Kaiser im Wald Geleitschutz. Darüber hinaus mussten sie gegen Schädlinge im Wald vorgehen, bei Waldbränden helfen und die Köhler kontrollieren.
Ab 1660 veränderte sich das Leben der Zeidler drastisch: Rohrzucker aus Südamerika löste den Honig als Süßungsmittel ab, Klöster wurden nach der Reformation aufgelöst, sie brauchten weniger Wachs und statt Met wurde immer mehr Bier gebraut.
Vom Zeidler zum Imker
Viereckige Bienenstöcke Aus Zeidlern wurden Imker, die Bedeutung der Bienen für die Honigherstellung trat hinter ihre Bestäubungsleistung zurück. Seit 1865 gab es die Honigschleuder und bewegliche Holzrähmchen mit herausnehmbaren Waben revolutionierten die Imkerei. Doch bis heute gibt es noch ein paar Zeidler - zum Beispiel im Steigerwald, hier kümmern sich Waldimker um Bienen in Baumhöhlen. Aber viele Imker wohnen mittlerweile auch in Städten.
Quelle:
https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/bienen-imkerei-honig-wachs-zeidel-zeidlerei-geschichte-biene-bienensterben-insekten-100.html
Christoph Schmieta
Historische Vorbemerkung:
"Imkervereine in Deutschland existieren seit ca. 1815. Zusammenschlüsse dieser Vereine unter einem Dachverband erfolgten 1880 als der „Deutsche bienenwirtschaftliche Zentralverein“ gegründet wurde, aus dem 1907, mit der Vereinigungsversammlung zwischen Wanderversammlung, Zentralverein und Reichsverein zum Deutschen Imkerbund in Frankfurt/Main, der ganz Deutschland umfassende Deutsche Imkerbund e.V. hervorging. Im Dritten Reich wurde dieser Verband zur „Reichsfachgruppe Imker“ formiert und mit dieser „Gleichschaltung“ gab es in den Vereinen keine Wahlen mehr, weil die Leiter vom NS-Regime bestimmt und eingesetzt wurden. Aus Vereinen wurden „Ortsfachgruppen“. Nach dem Krieg erfolgte 1949 in Westdeutschland die Neugründung des Deutschen Imkerbundes in Lippstadt. In der DDR gab es 1959 einen staatlich „angeordneten“ Zusammenschluss aller Kleingärtner-, Siedler- und Kleintierzüchtervereinigungen zum Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, bei dem die Imker eine eigene Fachrichtung bildeten. Mit der Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands zerfiele diese Organisation und die Imkervereine der ehemaligen DDR gründeten auf Bundesländerebene eigene Landesverbände. ..."
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Imkerei_in_Deutschland [abgerufen: 12.11.24, 18.30 h]
Zum historischen Beruf des Imkers:
Vortrag:
Im Rahmen eines Vortrages der Historischen Arbeitsgemeinschaft Wedemark im Kulturzentrum "Brelinger Mitte" behandelte Herr Christoph Schmieta, Imker in Mellendorf, das Thema
"Entwicklung der Imkerei bis in die heutige Zeit".
Die Ausführungen waren sehr differenziert und umfassten geschichtliche Aspekte der Wedemärker Imkerei wie auch allgemein notwendige Gesichtspunkte des Imkerns.
Eine ausformulierte Darstellung liegt nicht vor, aber eine Powerpoint-Fassung von über 90 Folien, die der Autor für den Vortrag kürzte, bitte anklicken.
imkerei_bedeutunug_und_historie-vortrag-christoph_schmieta-051124.pdf | |
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