Renovierung und Neugestaltung eines alten Hofkomplexes:
Das alte sog. Bartenshaus in Bissendorf, das jahrelang von der letzten Eigentümerin nur teilweise bewohnt worden war und seit ihrem Tod leer stand, hat jetzt einen neuen Eigentümer gefunden, der den aus mehreren Gebäuden bestehenden Komplex restaurieren und umgestalten will. Dabei soll die notwendige Modernisierung in der Dorfmitte den historischen Charakter der Fachwerkbauten erhalten.
Der Bartenshof im August 2020 nach den ersten Aufräumungsarbeiten:
Fotos: Reiner Linnemüller
Hofschilder des Verschönerungsvereins zu den beiden Hofgebäuden:
Hof- und Familiengeschichte des Hofes Nr. 46 in Bissendorf
Hofname: Bartens Hof
Anschrift: Gottfried-August-Bürger-Str. Nr. 2
Ursprünglich war hier eine Pfarrköthnerstelle, die den Hauszins und Fleischzehnten an den Pfarrhof zu leisten hatte, auch mußte der Köthnerschilling an den Küster gezahlt werden. Zu unbekannter Zeit - sicher vor 1568 - gewann der Hof einen Dreiviertel-Meieranteil unter Hans Bartram zu dieser Köthnerstelle hinzu. Aus Bartram leitet sich auch der Hof-name Bartens ab. [...] 1589 im Viehschatzregister wurden zwei Pferde, 12 Kühe bzw. Rinder und sieben Hausschweine ausgewiesen. Im Kontributionskataster von 1678 hat der Hof 37 Morgen Saatland und 11 ½ Fuder Heu Wiesenwuchs. An Viehbestand zwei Pferde, 13 Stück Hornvieh und drei Hausschweine. Bei der Gemeinheitsteilung 1838 bekommt der Hof 54 Morgen Weideland zugeteilt. In der Grundsteuermutterrolle von 1875 stehen jetzt Theodor August Dangers, der die ganzen Ländereien des Hofes Nr. 46 gekauft hat, 117 Morgen an Acker- und Wiesenländereien zur Verfügung. Dafür zahlt er 99 RM an Steuern.
Die Familie Bartens, auch >Bartrambs< geschrieben, war von 1568 bis 1845, also 300 Jahre ohne sichtbare wirtschaftliche Schwierigkeiten als Wirte auf dieser Stelle. Lediglich um 1700 wird in der Kirchenvisitation beschrieben, daß zwei Söhne des Hans Bartens, nämlich Curd geb. um 1668 und Christoph, geb. um 1665, eine Geisteskrankheit gehabt hätten. Curd, der wohl nach der Krankheitsbeschreibung eine Depression gehabt hat, sei deshalb lange arbeitsunfähig gewesen, und sein Zustand hätte ihn bedauerlicherweise vom Kirchgang abgehalten. Trotz einer Besserung sei er beim >Filler< (Abdecker in Bennemühlen) in Behandlung gestanden. Über den Ausgang der Krankengeschichte erfahren wir nichts. Sein Bruder, der Hoferbe Christoph B., macht infolge einer Depression seinem Leben selbst ein Ende, indem er sich 1706 mit 40 Jahren erhängte. Warum Johann Jürgen Bartens (1806 –1885), der letzte Hauswirt, seinen Hof an den Branntweinbrenner Carl Hauffen für 5000 Reichsthaler (= rtl) verkauft hat, obwohl ein verheirateter Hoferbe Johann Heinrich Friedrich B., geb. 1833, und eine Tochter Karoline Marie B., geb. 1839, vorhanden waren, wird nicht berichtet. Hauffen gibt die Ländereien des Hofes Nr. 46 wegen eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten um 1847 käuflich an den sehr wohlhabenden Kaufmann Theodor August Dangers in Bissendorf Nr. 64 ab. Die Eltern Bartens haben ihre eingetragene Leibzucht in dem Altenteilerhaus verbracht, das ganz im Westen des Hofes an der Ausfahrt zum Tattenhagen steht. Er stirbt 79 jährig 1885 in Bissendorf. Der Verbleib seiner Frau ist unbekannt. Sein jüngerer Bruder Jürgen Friedrich Conrad B. lebt als Tischler und Anbauer auf dem Hof Nr. 82 am Nordrand des Dorfes an der Koopfore Nr. 1. (Das Haus ist 1972 abgerissen worden) Um 1847 erwirbt Hans Heinrich Friedrich Dedecke (1786 – 1863), der Kirchenrechnungsführer, Registerschreiber und Geschworener im Amt war, von Hauffen den Binnenhof der Nr. 46 und verkauft an denselben im Tauschverfahren seinen kleinen väterlichen Binnenhof Nr. 2. Dedecke ist durch seine Dienstleistungstätigkeit sehr vermögend geworden und hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb mit 32 Morgen nur so groß gehalten, um sich selbst versorgen zu können. Für die 32 Morgen zahlt er 26 Reichsthaler an Steuern. In den dreißiger Jahren bewirtschaftet der Urenkel des Registerschreibers, Hans Dedecke (1892 – 1980), insgesamt 80 Morgen. Um 1923 erwirbt er den benachbarten Binnenhof der Nr. 45, den >Reinotten Hof<. Beide Höfe befinden sich noch im Familienbesitz und werden noch landwirt-schaftlich genutzt.
Das Hauptgebäude ist ein 12 x 22 langes Zweiständerhaus. 1821 ist mit dem Geld des Brautschatzes von Marie Pörtjens der Wirtschaftsgiebel in Form eines Vierständerhauses erneuert worden. Auch der Wohnteil des Hauses wurde verlängert und die Westfront neu aufgeführt. Das Kernhaus ist auf der Diele und in den anliegenden Ställen noch gut zu erkennen und dürfte ungefähr aus dem Jahre 1700 stammen.
Die Hausinschrift im Türjochbalken lautet: 1821 Hans Heinrich Bartens (1764 – 1839) Catherine Marie Pörtjens (1764 – 1845) (Heirat 1802) Inschrift im Giebelschwellbalken: Mit Gott ist dieses Haus gebaut und seiner Obhut anvertraut; Er segne und behüte dieses Haus durch seine Güte und bewahre es stets in Gnaden für Feuersgluth und allem Schaden. Meister L. H. Evers Die Inschrift in der Brunnenkrone aus Sandstein: 1696 Christoph Bartens(1665 – 1706)Anna Lindeman(1669 – 1733) Der Brunnen befindet sich nicht mehr auf dem Hof. Der Kronenstein mit dem Namen des damaligen Hofbesitzers ist nach außerhalb verschenkt worden. Ein unbeschrifteter 1/5 Stein ist in den Brunnen von Nr. 65 gesetzt worden. Die Reststeine mit der Inschrift der damaligen Hausfrau >Anna Lindemans< stehen, jetzt mit Ersatzstücken versehen, an der Ostseite im Garten des Kavalierhauses.