Der Siebenjährige Krieg berührte auch die Wedemark:
Zwar fanden in Kurhannover - konkret in und um Hannover - keine Gefechte oder größere Schlachten statt, aber dennoch war eine französische Besatzung zu ertragen mit allen Belastungen und natürlich auch die Lasten des eigenen Kurfürstentums: Rekrutenaushebungen, Sondersteuern, Kriegerfuhren, Tote und Verletzte der kriegerischen Auseinandersetzungen usw.
Siehe unten die Auszüge aus "Hannover im Siebenjährigen Krieg".
Allgemeine Informationen:
Im Siebenjährigen Krieg "kämpften mit Preußen und Großbritannien/Kurhannover auf der einen und der kaiserlichen österreichischen Habsburgermonarchie, Frankreich und Russland sowie dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite alle europäischen Großmächte jener Zeit. Auch mittlere und kleine Staaten waren an den Auseinandersetzungen beteiligt. Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten, weswegen er von Historikern gelegentlich auch als ein Weltkrieg angesehen wird. Während Preußen, Habsburg und Russland primär um die Vorherrschaft in Mitteleuropa kämpften, ging es für Großbritannien und Frankreich auch um die Vorherrschaft in Nordamerika und Indien. Obgleich sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen auch neue Strategien der Kriegsführung etablierten, gilt der Siebenjährige Krieg als einer der letzten Kabinettskriege. Aus globaler Sicht ging es um das geo- und machtpolitische Gleichgewicht in Europa und um die ihm zugeordneten Kolonien, um die Einflussnahme auf die transatlantischen Seewege, um die Vorherrschaft über die außereuropäischen Stützpunkte etwa in Afrika oder Indien sowie um Handelsvorteile."
Quelle: Wikipedia
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Video: Der Siebenjährige Krieg, Teil 1 (10 min.)
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Video: Der Siebenjährige Krieg, Teil 2 (10 min.)
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Grafische Übersicht
Siebenjähriger Krieg als Beispiel eines (letzten?) Kabinettskrieges:
"Der Kabinettskrieg kann durch mehrere der folgenden Eigenschaften gekennzeichnet werden:
- kleines stehendes Heer
- meist adeliges Offizierskorps
- zurückhaltende Kriegsführung
- beschränkte Kriegsziele
- und häufig wechselnde Koalitionen zwischen den Kriegsparteien
- Verrechtlichung und „Hegung“ des Krieges
- Nichtbeteiligung der Öffentlichkeit.
Der Begriff und die Definition des Kabinettskriegs wird aber auch kritisiert und als Euphemismus oder Wunschvorstellung bezeichnet. So war ein Krieg auch in der Zeit der Kabinettskriege stets ein gesamtgesellschaftliches Ereignis, das immer auch teils gravierend die Zivilbevölkerung betraf. So mussten Bauern Verpflegung und Unterkunft für die Truppen bereitstellen, was manches Dorf die Existenz kostete, und Frauen wurden von durchziehenden Truppen vergewaltigt, was jedoch in herkömmlichen kriegshistorischen Darstellungen kaum Erwähnung findet."
Quelle: Wikipedia
Eine beispielhafte Illustration:
Gefecht bei Koßdorf an der Elbe, 1760
eine von etlichen Schlachten zwischen preußischen und österreichischen Truppen
Leiden der Bevölkerung:
"Bettelndes Soldatenweib"
von Daniel Chodowiecki, 1764
Die "Hannover Chronik" hält über diese Zeit fest:
Anmerkung: Die Stadt Hannover hatte zu dieser Zeit ca. 16 800 Einwohner! Man beachte, dass sich die Einwohnerzahl für ein halbes Jahr vervielfachte! Diese zusätztliche Menge an Personen musste untergebracht und verpflegt werden. Hinzu kamen alle weiteren Kosten und sonstigen aufgezwungenen Leistungen. Es gab keine kriegerischen Handlungen, "friedliche Besatzung", aber die ständige Drohung mit Gewalt.
Außerdem war eine unvorstellbare Menge an Verwundeten - vermutlich aus der Schlacht bei Halstenbeck - in der Stadt, die 2000 Tote zur Folge hatte.
Quelle: Mlynek, Klaus, Röhrbein, Waldemar, Hannover Chronik, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Hannover 1991, S. 94 f.
Der Siebenjährige Krieg und Hannover
von Hans Hartmann (Auszug)
Quelle: Dieser Text und alle weiteren Informationen entstammen dem folgenden Buch:
Abelmann, Eberhard Jürgen, Hannover im Siebenjährigen Krieg: Hannoverisches Kriegesdenkmal: das Kriegsgeschehen in Stadt und Kurfürstentum, dokumentiert von einem Bäckermeister / Eberhard Jürgen Abelmann, Herausgeber Hans Hartmann, Hameln 1995.
Zum Weiterlesen bitte die Datei anklicken:
abelmann-hartmann-siebenj_krieg-geschichte-230321.pdf | |
File Size: | 1327 kb |
File Type: |
Das Tagebuch:
Eberhard Jürgen Abelmann
Hannover im Siebenjährigen Krieg
1763
Über
Eberhard Jürgen Abelmann
(1703 - 1765)
Er wird als Sohn eines Bäckermeisters geboren und gehört damit dem hannoverschen Bürgertum und der angesehenen Zunftorganisation, dem Bäckeramt, an, dessen Amtsvorsteher er jahrelang ist. Zwar besucht er nicht die Lateinschule des gehobenen Bürgertums, der Patrizier, aber vermutlich die Rechen- undSchreibschule. Damit bekommt er eine solide Bildung einschließlich der Beherrschung der hochdeutschen Sprache, die ihn auch für Bürgerämter in der Stadt qualifiziert.
Ein ausgeprägtes Bildungsinteresse prägt sein Leben. Durch eine regelmäßige Lektüre der Lokalzeitung, dem "Hannoverschen Anzeiger" und der Beilage "Hannoversches Magazin", und Zeitungen außerhalb Hannovers, z.B. dem im neutralen Ausland in Hamburg erscheinenden "Hamburger Unparteiischer Correspondent", bildet sich eine differenzierte Weltsicht heraus, die bis zu anderen Kontinenten wie Nordamerika reicht. Der Siebenjährige Krieg als "Weltkrieg" ist unter anderem das Thema. Damit ist er ein gewichtiger Zeitzeuge der damit verknüpften Vorgänge in Hannover.
Seine Aufzeichnungen reichen von der Vorgeschichte des Krieges von 1740 bis zum Frieden von Hubertusburg.
Der Siebenjährige Krieg in der Wedemark
In der bedeutenden Darstellung zur Mellendorfer Geschichte von Paul Gimmler wird der Siebenjährige Krieg erwähnt, vor allem seine Belastungen für die Bevölkerung. Hellmuth Hahn hingegen berichtet kaum über ihn.
Dass Eberhard Jürgen Abelmann aus Hannover (s.o.) von Dingen wusste, die knapp 20 km von der Stadt entfernt passierten - immerhin eine Tagesreise entfernt - lag vermutlich u.a. daran, dass er als Vorsteher des Bäckeramtes auch mit der Beschaffung von Getreide aus dem Umland zu tun hatte.
Aber ihm waren auch die Aufzeichnungen "Pro memoria" ("Zur Erinnerung") von Pastor Holtensen aus Bissendorf bekannt (1757), in denen er als Augenzeuge seine Erfahrungen schildert.
Abelmann übernimmt diese auszugsweise und Paul Gimmler hat sie der Gegenwart überliefert.
Abelmann: Bissendorf
Anmerkung:
1. Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Seitennummerierung der Handschrift.
2. Laut Abelmann war Bissendorf wie auch Hannover schon ab Oktober 1757 von französischen Truppen-Einquartierungen betroffen. Die große Belastung, Unruhe und Beunruhigung führte u.a. dazu, dass das religiöse Leben zur Stärkung der bedrohten Menschen eingeschränkt war: Gottesdienste beispielsweise fanden später statt, als sie im Kirchenjahr vorgesehen waren, etwa die Verschiebung von Epiphanias, Freitag, den 6. Januar 1758 (Heilige Drei Könige), auf Sonntag, den 15. Januar 1758.
Ob der Text 90. Psalm, Vers 2: "Ehe die Berge geboren wurden, / die Erde entstand und das Weltall, / bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.", ob dieser Psalm der damaligen Perikopenordnung entspricht oder dem Trostbedürfnis der Menschen genügen soll, ist offen. Die Perikopenordnung der Evangelischen Kirche enthält eine (nicht verbindliche) Verknüpfung von Bibeltexten mit dem Kirchenjahr und wurde/wird häufig geändert.
Abelmann: Bissendorf und Scherenbostel
Marian Füssel, Prof. für Geschichte der frühen Neuzeit in Göttingen, über Abelmann:
Paul Gimmler:
Der Siebenjährige Krieg in Bissendorf und Mellendorf
Text in Gimmler, Paul, Mellendorf , Geschichte eines wedemärkischen Dorfes, Mellendorf 1970, Band 1, S. 262 - 268
Zum Weiterlesen des Textes bitte die Datei anklicken:
siebenjähr_krieg-gimmler-holtensen-pro_memoria-1757.pdf | |
File Size: | 1610 kb |
File Type: |
Kirchenbücher Bissendorf
Auch hier finden sich Hinweise auf den Krieg:
Transkription:
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