Vorbemerkung: In die Darstellung historischer Zusammenhänge der Wedemark gehört auch der Hinweis auf die Vermittlung von Bräuchen, selbst wenn diese nicht unmittelbare geschichtliche Forschungsbereiche darstellen. Bräuche oder Brauchtum waren früher Gegenstände der Volkskunde, heute ist letztere "eine Kultur- und Sozialwissenschaft, die sich vorwiegend mit der Geschichte und Gegenwart von Erscheinungen der menschlichen Alltags- und Populärkultur beschäftigt. An deutschsprachigen Hochschulen wird das Fach auch geführt als Europäische Ethnologie, Vergleichende Kulturwissenschaft, als Empirische Kulturwissenschaft, Populäre Kulturen oder als Kulturanthropologie, wobei die Umbenennungen auch einen Neuorientierungsprozess weg von der traditionellen Volkskunde bedeuteten."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskunde
Zum Begriff Brauch: "Das WortBrauch bezeichnet eine aus früherer Zeit überlieferte oder eine neu entstehende und für eine bestimmte Zeitdauer verbindliche Äußerungsform gesellschaftlichen Verhaltens. Brauch als soziale Handlung Der Brauch bezeichnet nach Max Weber (1864–1921) eine sich mit tatsächlicher Regelmäßigkeit einstellende soziale Handlung, sofern diese Handlung innerhalb eines Kreises von Menschen lediglich durch tätsächliche Übung gegeben ist. Wenn diese tatsächliche Übung auf langer Eingelebtheit beruht, nennt Weber sie Sitte. Unter Brauchtum wird die bewußte Pflege von Brauch und Tradition verstanden. Bräuche sind aufgrund bestimmter Anlässe regelmäßig wiederkehrende, keiner Kritik unterworfene, institutionalisierte Handlungen („Es ist Brauch ...“) in sozialen Gruppen wie Familien, Berufsverbänden, Siedlungs- oder Religionsgemeinschaften. Das Bewußtsein der Diskrepanz zwischen dem traditionell Gesicherten und seiner Kritik führte zur Entstehung der philosophischen Disziplin der Ethik. Formen des Brauches. Was ist ein Brauch? Formen des Brauches umfassen sowohl die festlichen Seiten des Jahres- und Lebenslaufes als auch den Alltag des Einzelnen und der sozialen Gruppen. Feststehende Bräuche sind formalisierte Verhaltensregeln wie zum Beispiel: Grußgesten, Tischregeln, Freuden- und Trauerbekundungen, Zeichen im Rechtsvollzug, religiöse Liturgie, studentischer Komment, Karnevalsspiel, berufsständische Geselligkeit, militärisches Reglement, höfische Zeremonie u.a.m. Der Brauch erhält seinen Sinn aus dem jeweiligen Lebenszusammenhang der Träger, Schichten oder Ausübenden, wird als Ausdruck sozialen Normverhaltens vom Kollektiv erwartet, verlangt und kontrolliert. Man unterscheidet Anfangsbräuche (z.B. Geburt, Gründung, Eröffnung, Grundsteinlegung), Übergangsbräuche (z.B. Konfirmation, Hochzeit, Richtfest), Endbräuche (z.B. Beerdigung, Erntedank, Almabtrieb) und Gedenkbräuche (z.B. Namenstag, Nationalfeiertag).
Es lassen sich innerhalb des sozialen Handelns tatsächliche Regelmäßigkeiten beobachten, d.h. in einem typisch gleichartig gemeinten Sinn beim gleichen Handelnden sich wiederholende oder (eventuell auch: zugleich) bei zahlreichen Handelnden verbreitete Abläufe von Handeln. Mit diesen Typen des Ablaufs von Handeln befaßt sich die Soziologie, im Gegensatz zur Geschichte als der kausalen Zurechnung wichtiger, d.h. schicksalhafter, Einzelzusammenhänge. Eine tatsächlich bestehende Chance einer Regelmäßigkeit der Einstellung sozialen Handelns soll heißen Brauch, wenn und soweit die Chance ihres Bestehens innerhalb eines Kreises von Menschen lediglich durch tatsächliche Übung gegeben ist. Brauch soll heißen Sitte, wenn die tatsächliche Übung auf langer Eingelebtheit beruht. Sie soll dagegen bezeichnet werden als »bedingt durch Interessenlage « (»interessenbedingt«), wenn und soweit die Chance ihres empirischen Bestandes lediglich durch rein zweckrationale Orientierung des Handelns der Einzelnen an gleichartigen Erwartungen bedingt ist."
In: Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Erster Teil: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte I. Soziologische Grundbegriffe, Tübingen 1921, 1972/76.
Quelle: https://www.textlog.de/7293.html
Ethnologie in der Wedemark: In Verknüpfung mit historischen Informationen werden Interessierte in verschiedenen Dörfern von Gästeführern bzw. Gästeführerinnen vor allem über Bräuche informiert.
Eine Übersicht über Gästeführungen in der Wedemark findet sich hier: