Vorbemerkung:
Die komplexe Geschichte des Ersten Weltkriegs soll und kann hier nicht dargestellt werden. Hier geht es neben ein paar allgemeinen Informationen überwiegend um das, was die Wedemark betrifft.
Einführende Informationssendung
aus der Bundeszentrale für politische Bildung, dazu bitte das Bild anklicken!
Eckdaten zum Krieg:
28. 6. 1914 Beginn des 1. Weltkrieges nach einem Attentat, die Erschießung des östereichisch-
ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz-Ferdinand durch einen serbischen
Terroristen in Sarajewo
11.11.1918 Waffenstillstand im Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne/Frankreich
9.11.1918 Abdankung von Wilhelm II. und Flucht nach Doorn/ Holland.
9.11.1918 Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) und durch Karl
Liebknecht (ehemals SPD) vom Berliner Schloss Ausrufung der „freie(n)
sozialistische(n) Republik Deutschland“
Der äußere Anlass des Kriegsbeginns
war das Attentat von Sarajewo (bitte anklicken) am 28. Juni 1914, als der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz-Ferdinand und seine Frau bei einem Staatsbesuch in Sarajewo durch einen serbischen Terroristen erschossen wurden.
Quelle: https://www.lefigaro.fr/vox/histoire/2014/06/27/31005-20140627ARTFIG00337-sarajevo-28-juin-1914-quand-un-coup-de-feu-accouche-de-l-histoire.php?pagination=2
Geheimes Telegramm an den Bürgermeister von Cottbus über den bevorstehenden Kriegsausbruch
Quelle: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/lager-cottbus/#s3
Heutige Erinnerung an den Ersten Weltkrieg:
Ein wesentlicher Punkt in der öffentlichen Erinnerung scheinen die Schlachten zu sein, z.B. der Kampf um Verdun. Es war ein erster industrialisierter Krieg mit hochtechnisierten Vernichtungswaffen. Der Historiker Jörg Friedrich beschreibt in seinem Buch "Das Gesetz des Krieges" Aspekte der Vorgänge an der Front (Auszug):
"Das Trommelfeuer schickte die Grabeninsassen in eine andere Welt. Die Rinnen waren, um Druckwellen und Geschoßsplitter aufzufangen, in Zack-Zack-Linien gezogen worden. Von Holz- stempeln abgestützt, ragten Höhlen tief ins Erdreich, in denen sich die Besatzungen verkrochen.
Die Männer schrien, flehten, weinten, rasten wie panisches Getier umher oder klammerten sich kindlich aneinander. Das 24stündige Gehämmer der pfeifend niedersausenden Granaten schleuderte sie taumelnden Puppen gleich durch den Unterstand, daß die Helme klirrten. Die Luft erstickte in Rauch, Staub, Wellen von Druck und Getöse; den Raum erdrückten die unentwegt durchgepflügten, jäh aufspritzenden und wieder hinabprasselnden Erdmassen. Der Takt der Einschläge teilte die Zeit. Jedes Intervall bemaß erneut die Lebensfrist. Druck reißt Gewebe auseinander, das war die Arbeit dieser Industrie. In der Tat war das Trommelfeuer des Ersten Weltkrieges als Walz- und Preßwerk angelegt, das Körper teilte, zerkleinerte und mit dem Boden vermischte. Wie von Hebeln und Zangen bewegt, fielen die Grabeninsassen in den tödlichen Winkel zum Geschoß. Von der Arbeit des Artilleriehammers, den getrennten Gliedmaßen, Köpfen, Rümpfen, war der Boden nach einigen Jahren durchsetzt. Den Soldaten graute nicht sonderlich vor ihrem Endzustand. Sie hatten sich in die Dekomposition, den Schauder, den Gestank, den Schleim eingelebt, fürchterlicher war der primitive, unbeholfene Zertrümmerungsprozeß. Die zyklopischen Geschütze schleuderten den Tod nur mühsam in die Gräben. Um das Leben dort auszumerzen, mußten wochenlang Türme von Projektilen in ein und dasselbe Areal gepumpt werden. Durch die plumpe, mechanische Erschütterung einer Front, die vor Verdun 17 Kilometer entlanglief, durch Explosionsdruck, Granatsplitter und Grubeneinsturz sind nicht Millionen von Männern zu treffen. Selbst wenn obendrein die hinteren Versorgungswege zerstört werden, die Ersatz, Nahrung, Verwundetentransport und Befehle schleusen, hält ein Kern an Verteidigern durch. Um ihn so lange auszudünnen, bis der angreifenden Infanterie ein Durchbruch gelingt, speit auf ihn der Schlund der Hölle. Ziellos, ungeschlacht und desto ausdauernder. Wann sonst sind Wesen, um sie auszulöschen, derart gefoltert worden?
Quelle: Friedrich, Jörg, Das Gesetz des Krieges, München-Zürich, 1993, S. 107 f.
Zwei Feldpostbriefe aus Verdun:
"Dahin sind alle Träume…"
Feldpostbrief des 20-jährigen Paul Boelicke, Theologiestudent, gefallen am 12. Oktober 1918 in Verdun:
"Verdun, ein furchtbares Wort! Unzählige Menschen, jung und hoffnungsvoll, haben hier ihr Leben lassen müssen, ihre Gebeine verwesen nun irgendwo, zwischen Stellungen, in Massengräbern, auf Friedhöfen. Kommt der Soldat morgens aus seinem Granatloch (viele sind ganz voll Wasser), so sieht er im hellen Sonnenschein die Türme des Douaumont oder eines anderen Forts, die ihre Augen drohend ins Hinterland richten. Ein Schütteln packt ihn, wenn er seine Blicke rundum schickt: hier hat der Tod seine Knochensaat ausgesät. Die Front wankt, heute hat der Feind die Höhe, morgen wir, irgendwo ist hier immer verzweifelter Kampf. Mancher, der sich eben noch der warmen Sonne freute, hörte es schon irgendwo brüllen und heulend herankommen. Dahin sind alle Träume von Frieden und Heimat, der Mensch wird zum Wurm und sucht sich das tiefste Loch. Trommelfelder-Schlachtfelder, auf denen nichts zu sehen ist als erstickender Qualm-Gas-Erd-Klumpen-Fetzen in der Luft, die wild durcheinander wirbeln: das ist Verdun."
"Nicht Schlachtfeld, sondern Gemetzelfeld"
René Jacob, Familienvater und Bäckermeister aus Burgund, seit September 1915 in Nord-West-Frankreich an der Front, gefallen ein Jahr später bei Verdun: "
Wie soll man es beschreiben? Mit welchen Worten? Gerade sind wir durch Meaux gezogen, die Stadt ist ausgestorben und still. – Meaux mit seinen auf der Marne versenkten Schiffen und seiner zerstörten Brücke. Danach haben wir die Landstraße nach Soisson genommen und die Stelle erklommen, die uns auf die nördliche Hochebene führt. Und auf einmal, als würde man einen Theatervorhang vor uns lüften, erschien vor uns das Schlachtfeld mit all seinem Grauen. Leichname von Deutschen am Rand der Landstraße. In den Senken und Feldern schwärzliche, grünliche zerfallene Leichname, um die herum unter der Septembersonne Mückenschwärme schwirren. Menschliche Leichname in merkwürdiger Haltung, die Knie in die Luft gestreckt oder einen Arm an die Böschung des Laufgrabens gelehnt; Pferdekadaver, was noch schmerzlicher als menschliche Leichname ist, mit auf dem Boden verstreuten Gedärmen; Leichname, die man mit Kalk oder Stroh, Erde oder Sand bedeckt, die man verbrennt oder begräbt. Ein schrecklicher Geruch, ein Beinhausgeruch steigt aus dieser Verwesung hervor. Er packt uns an der Kehle und für viele Stunden wird er nicht ablassen. Gerade, als ich diese Zeilen schreibe, fühle ich ihn noch um mich, was mir das Herz zuschnürt. Vergeblich bemüht sich der in Böen über die Ebene wehende Wind all dies wegzufegen; es gelang ihm, die Rauchwirbel zu vertreiben, die von diesen brennenden Stapeln aufstiegen; aber er vermochte nicht den Geruch des Todes zu vertreiben. "Schlachtfeld" habe ich vorher gesagt. Nein, nicht Schlachtfeld, sondern Gemetzelfeld. Denn die Leichname, das hat nichts zu bedeuten. Bis jetzt habe ich hunderte ihrer verzerrten Gesichter und ihre verrenkten Haltungen gesehen und vergessen. Aber, was ich niemals vergessen werde, ist die Verschandelung der Dinge, die grässliche Verwüstung der Hütten, das Plündern der Häuser."
Quelle: https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/der_erste_weltkrieg/pwiefeldpostbriefe100.html
Quelle: Die Vernichtung, Gemälde von Hans Baluschek, 1916
Ehemaliges Schlachtfeld bei Verdun heute
Quelle: https://www.futura-sciences.com/sciences/questions-reponses/histoire-deroulee-bataille-verdun-1916-5558/
Krieg an der Somme
Erster Weltkrieg
"Die Schlacht an der Somme war eine der größten Schlachten an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Sie begann am 1. Juli 1916 im Rahmen einer britisch-französischen Großoffensive gegen die deutschen Stellungen. Sie wurde am 18. November desselben Jahres abgebrochen, ohne eine militärische Entscheidung herbeigeführt zu haben. Mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten war sie die verlustreichste Schlacht der Westfront während des Ersten Weltkriegs, an Verlusten nahe jenen der Brussilow-Offensive der Ostfront."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Somme)
Roye / Somme
wurde im Ersten und auch Zweiten Weltkrieg total zerstört.
Roye wurde in den Schlachten an der Somme 1916 völlig zerstört, Foto Bahnhofsnähe
Roye (Somme) -
Partnerstadt der Gemeinde Wedemark
Als sich zwei Familien aus Brelingen und aus Roye im Sommer 1975 auf einem französischen Campingplatz kennen lernten, hätte vermutlich kaum jemand geahnt, dass sich aus dieser Bekanntschaft eine feste Städtepartnerschaft ergeben würde. Sie trafen sich häufiger und initiierten eine solche:
"Im März 1984 wurde es nun ernst. Die Verantwortlichen trafen sich im Rathaus in Roye und besiegelten die Freundschaft zwischen der Gemeinde Wedemark und der Stadt Roye in Form einer Partnerschaftsurkunde.
Seit fast 50 Jahren besteht diese Freundschaft nun und ist von beiden Seiten ein erheblicher Beitrag zum Vereinten Europa in Freiheit und Toleranz und dient der Verständigung zwischen zwei benachbarten Nationen, ..."
(https://www.wedemark.de/portal/seiten/roye-918000845-20051.html)
"Die deutsche Kriegswirtschaftspolitik hatte vier grundlegende Ziele:
- das Herstellen von ausreichend Kriegsmaterial (Munition, Waffen, sonstige Ausrüstung) für die neue
Kriegsform der Materialschlachten,
- zu diesem Zweck vor allem die Sicherung der Rohstoffversorgung,
- die Aufteilung von Arbeitskräften beziehungsweise Soldaten zwischen Armee und Wirtschaft, vor
allem Rüstungsbetrieben, um beide funktionsfähig zu erhalten,
- das Erhalten des sozialen Friedens durch Ausgleich zwischen den Interessen von Unternehmern,
Arbeitern und dem kriegführenden Staat,
- das Sicherstellen der Nahrungsmittelversorgung trotz der von den Alliierten verhängten
Wirtschaftsblockade."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Wirtschaftsgeschichte_im_Ersten_Weltkrieg
Auswirkungen an der "Heimat-front" (Erläuterung siehe unten)
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Quelle: https://i.pinimg.com/originals/86/69/3a/86693a7e918759dfc99ee224a84e7260.jpg
Quelle: https://de.academic.ru/pictures/dewiki/83/Spare_seife_aber_wie.jpg
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