Gottfried August Bürger war ein bedeutender Dichter des "Sturm und Drang" im 18. Jahrhundert, zur Zeit der "Aufklärung". Mit seinem Namen werden vor allem seine Werke "Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande – Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen" und die Ballade "Leonore" verbunden. Als Schriftsteller "betonte er die Funktion der Volkspoesie, soziale Schranken zu überwinden. 'Apoll und seine Musen' sollten die Trennung zwischen 'Palästen' und 'Hütten' aufheben und 'gleich verständlich, und unterhaltend für das Menschengeschlecht im ganzen dichten'. Bürger selbst wurde ja mehrfach als ein solcher Volksdichter apostrophiert und hat sich selbst zu diesem Ideal bekannt."
[Gunter E. Grimm: „Lieber ein unerträgliches Original als ein glücklicher Nachahmer“. Bürgers Volkspoesie-Konzept und seine Vorbilder (03.07.2005). In: Goethezeitportal. URL: <http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/buerger/grimm_volkspoesie.pdf>, abgerufen: 5.12.19]
Damit war er Teil der dichterischen Bestrebungen des "Sturm und Drang", was sich auch in der anti-feudalen Tendenz des unten stehenden Gedichts "Der Bauer" zeigt.
In Bissendorf ist er bekannt, weil er die Schwägerin des Bissendorfer Amtsvogts Johann Jakob Heinrich Elderhorst heiratete. Sie wurde "Molly" genannt und Bürgers Liebe zu ihr ist Gegenstand von Gedichten. Bürger war ein paar Mal in Bissendorf, aber Molly starb sehr früh und hinterließ eine Tochter, die in Bissendorf in der Familie des Amtsvogts Elderhorst aufwuchs.
Gottfried August Bürger
Fotografie nach einem Gemälde
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Dorothea (Dorette) Marianne Leonart, genannt Molly, Bürgers Geliebte und spätere zweite Frau
Auszug aus dem Kirchenbuch der St. Michaelis Kirchengemeinde Bissendorf und Erläuterung im Richard-Brand-Heimatmuseum)
Gottfried August Bürger
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Auszug aus zwei Interpretationen des Gedichtes "Der Bauer":
1) "[...] Bürgers Gedicht ist 1773 entstanden und deshalb in die Zeit des Sturm und Drang einzuordnen. Er beschäftigt sich kritisch mit der Zeit der Ständegesellschaft und dem Protest des unterdrückten Bauernvolkes. Um 1750 wurde offene Kritik am ausschweifenden Leben der verantwortungslosen und verschwenderischen Fürsten immer lauter.
Das Gedicht nimmt Stellung zum Verhältnis zwischen dem Adel und dem dritten Stand. Zu dieser Zeit gab es schwere landwirtschaftliche Krisen und Hungersnöte und durch die ständischen Unterschiede wurde das Zusammengehörigkeitsgefühl gespalten.
[...]
Am Anfang stellt er (Bürger) sofort die Autorität des Fürsten in Frage, indem er sagt „wer bist du, Fürst“ und tut dies auch im Verlauf des Gedichtes immer wieder. Sehr häufig werden die Pronomen „dein“ und „mein“ verwendet. Ich denke, dass damit eine ganz klare Abgrenzung zwischen Adel und Bauern geschaffen erden soll. In Vers 12 „Das Brot, du Fürst, ist mein“, ist mit Brot das Leben gemeint. Um zu überleben hat er hart gearbeitet, während sich der Fürst mit Spielen, wie der Jagd seine Zeit vertreibt. Mit dem Ausruf „Ha!“ (V.16) macht der Bauer seine tiefe Abneigung ihm gegenüber deutlich. Er bringt ihm damit keinen Respekt entgegen sondern verspottet und verhöhnt ihn. Er macht ihn lächerlich, weil der Fürst glaubt, er sei Obrigkeit von Gott. Aber der Bauer gibt ihm in den letzten beiden Verszeilen ganz deutlich zu verstehen, dass er alles anders als von Got eingesetzt ist. In der ersten Verszeile fragt er den Fürsten noch, wer er ist, und im letzten Vers bringt er die Sache auf den Nenner und stempelt ihn als einen Tyrannen ab. Die Wut des Bauern steigert sich im Verlauf des Gedichts immer mehr und kommt dann am Ende zum Explodieren, denn er will die Unterdrückung durch den Adel nicht länger über sich ergehen lassen und spricht hier auch für den Rest seines Standes."
URL: https://e-hausaufgaben.de/Hausaufgaben/D3134-Der-Bauer-An-seinen-durchlauchtigen-Tyrannen-von-GABuerger.php [abgerufen 3.12.19, 11.00 h]
2) "Mit seinem Gedicht klagt Bürger tyrannische Repräsentanten des Absolutismus an. In der Schlusszeile des Gedichts widerspricht er dem Gedanken vom Gottesgnadentum. Bürger manifestiert sich in Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen als ein Vertreter der politisch-sozialkritischen Ausprägung der Lyrik des Sturm und Drang. Der Bauer ist eines der wenigen wirklich revolutionären Werke innerhalb dieser literarischen Bewegung. In anderen lyrischen, dramatischen oder Prosa-Texten wird zwar oft Kritik an Unterdrückung durch den Adel geübt, aber oft bleibt es offen, ob diese nur als Missbrauch einer an sich rechtmäßigen Ordnung zu sehen ist. [...] Der Anklagecharakter des Gedichts zeigt sich auch im Verzicht auf einen End-Reim, womit Bürger an den damals in Deutschland in gebildeten Kreisen noch wenig geschätzten Shakespeare und an antikisierende Poesie anknüpft, wogegen der Endreim oft mit höfischer Lyrik, auch der französischen Klassik (Molière etc.), assoziiert wurde. Paradox ist dies allerdings insofern, als gerade auch im einfachen Volk (zum Beispiel in Kirchenliedern) der Endreim bei Gedichten offenbar beliebt oder zumindest weit verbreitet war und als ein typisches Merkmal für Lyrik galt. Die Paradoxie löst sich allerdings auf, wenn der Verzicht auf den Endreim als Ausdruck der Abgrenzung nicht nur vom adeligen, sondern auch vom herkömmlichen Lyrikverständnis überhaupt, auch dem des einfachen Volkes, interpretiert wird und das bewusst Neue, bzw. auch das neue Bewusstsein dieser Dichtung dadurch hervorhebt. ..."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Bauer_an_seinen_durchlauchtigen_Tyrannen
Die Schatzgräber
Ein Winzer,der am Tode lag,
rief seine Kinder an und sprach:
"In unserm Weinberg liegt ein Schatz,
grabt nur danach!"-"An welchem Platz?"
schrie alles laut den Vater an.
"Grabt nur!" O weh! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft,
so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Sparten ward
der Weinberg um und um geschart.
Da war kein Kloß,der ruhig blieb;
man warf die Erde gar durchs Sieb
und zog die Harken kreuz und quer
nach jedem Steinchen hin und her
Allein, da ward kein Schatz verspürt,
und jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
so nahm man mit Erstaunen war,
daß jede Rebe dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug
und gruben nun jahrein, jahraus
des Schatzes immer mehr heraus.
Anmerkungen:
Die Weiber von Weinsberg
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Anmerkungen:
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