Das Bombardieren von Militäreinrichtungen war zwar schon seit Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 fester Bestandteil der Kriegsführung - bis zum Kriegsende 1945 nahmen allerdings auch Angriffe gegen die Zivilbevölkerung an Intensität und Anzahl erheblich zu. Im Ersten Weltkrieg war die Bombardierung der Zivilbevölkerung noch die Ausnahme gewesen. Die Luftkriegsführung des Zweiten Weltkriegs hingegen richtete sich, vor allem im späteren Verlauf des Krieges, auf beiden Seiten auch gegen die in Städten lebende Zivilbevölkerung. Schon zu Beginn des Krieges, am frühen Morgen des 1. September 1939, wurde die militärisch völlig unbedeutende polnische Kleinstadt Wieluń bei einem Angriff der deutschen Luftwaffe größtenteils zerstört. Bis zu 1.200 Menschen starben. [...] Verschärfung der Situation Die Abwürfe von Bomben auf Städte wurden bei Kriegsbeginn von den westlichen Alliierten noch scharf verurteilt. Und auch das Deutsche Reich erklärte in einem Schreiben an die US-Regierung 1939, es sei "selbstverständliche Pflicht, Bombenangriffe nicht gegen nichtmilitärische Ziele zu richten". Voraussetzung sei, dass der Gegner sich an dieselben Regeln halte. Diese Ausgangslage änderte sich dann aber schnell. Am 10. Mai 1940 warf die deutsche Luftwaffe bei schlechtem Wetter irrtümlich Bomben über Freiburg ab - in dem festen Glauben, sich über einem befohlenen Ziel bei Dijon zu befinden. Der Sachverhalt wurde absichtlich vertuscht und von der NS-Propaganda genutzt, um den Kriegsgegnern die Schuld zuzuschreiben. [...] Vier Tage später wurde die Stadt Rotterdam heftig bombardiert, um eine schnelle Eroberung der Niederlande zu erzwingen. Nun ging auch die britische Royal Air Force verstärkt dazu über, deutsche Städte mit taktischen Bombardements anzugreifen, die sich anfangs aber gegen Industrieziele richteten. Die Situation spitzte sich weiter zu, als die deutsche Luftwaffe mit Unterstützung italienischer Bomber ab September 1940 Angriffe auf London flog. In Großbritannien wurde die Industriestadt Coventry zum Symbol für den Luftkrieg: mit der Attacke auf sie am 14. November wurden erstmals auch massiv zivile Ziele zerstört. Die NS-Propaganda erfand gar die Wörter "Coventrierung" und "coventrieren", mit denen nicht nur die Vernichtung der Städte selbst, sondern auch das Brechen des Widerstands der Bevölkerung gemeint war. Gegenangriffe auf deutsche Städte 1942 übernahm Sir Arthur Harris, der später als "Bomber-Harris" in die Geschichte einging, das Kommando über die Bombenflieger der Royal Air Force. Unter ihm ging man zu einer Strategie des Flächenbombardements über. ..."
Quelle: SWR, Südwestrundfunk Aktuell, 27.2.2020
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Es gibt noch hin und wieder die Auffassung, dass der Krieg in der Wedemark nicht stattgefunden habe. Gemeint ist hier das nicht genau umgrenzte Gebiet Wedemark, nicht die politische Gemeinde Wedemark von 1974. Das ist aber falsch, wie die folgenden Berichte zeigen. Tatsächlich haben hier keine Bodenkämpfe bis auf das Kriegsende stattgefunden, sondern Luftkämpfe und Bombardierungen. Die Wedemark war integraler Teil der deutschen Militärorganisation. Es gab Flugabwehreinrichtungen, Flakscheinwerfer, militärische Unterkünfte, einen Scheinflugplatz bei Resse usw. Die Wedemark war daher auch ein militärisches Ziel. Es gab deshalb auch hier wie fast überall viele Tote, Verletzte und immense Sachschäden. Allein 17 Flugzeuge stürzten von 1943 bis 1945 ab. Der verheerendste Bombenangriff erfolgte 1944 auf den Bahnhof der im Norden benachbarten Gemeinde Lindwedel mit etwa 400 Toten.
(Die völlige Zerstörung Hannovers im Laufe der Kriegsjahre bis 1945 wird hier nicht behandelt. Die Stadt war so zerstört, dass man sogar an einen völligen Neuaufbau am Deister dachte.)