"(* 30. April 1777 in Braunschweig, † 23. Februar 1855 in Göttingen, Königreich Hannover) war ein deutscher Mathematiker, Statistiker, Astronom, Geodät, Elektrotechniker und Physiker. Wegen seiner überragenden wissenschaftlichen Leistungen galt er bereits zu seinen Lebzeiten als Princeps mathematicorum (Fürst der Mathematiker). Seine Tätigkeit erstreckte sich neben der Reinen Mathematik auch auf angewandte Gebiete, zum Beispiel war er mit der Landesvermessung des Königreichs Hannover beauftragt, ..."
Zur Wedemark gab es keine besondere Beziehung außer der, dass dieser berühmte Wissenschaftler vom Brelinger Berg aus für den hiesigen norddeutschen Raum seine bahnbrechende Landvermessung vornahm.
Lithographie von Gauß in den Astronomischen Nachrichten, 1828 von Foto: Siefried Bendixen, Gemeinfrei, Wikipedia
Gauß-Stein: Vermessungspunkt auf dem Brelinger Berg, 92 m hoch, Erinnerung an C.F. Gauß Foto: JEK, https://www.komoot.de/highlight/1037868,
Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts vom Brelinger Berg (NICHT identisch mit der Gausschen Landesaufnahme!)
Diese Karte verdeutlicht, dass der Brelinger Berg im 18. Jahrhundert nur ganz gering bewaldet und vor allem eine Heidelandschaft war. Das machte ihn für Vermessungsarbeiten wegen notwendiger Sichtverbindungen sehr geeignet.
"Die Gaußsche Landesaufnahme
(von 1827 bis 1861) ist in der Fortsetzung der Kurhannoverschen Landesaufnahme auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern im damaligen Königreich Hannover entstanden. [...] Der Landesaufnahme vorausgegangen war die Triangulation des Königreichs Hannover durch den Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Diese fand in den Jahren von 1821 bis 1825 statt und war Grundlage für die Vermessungsarbeiten der Landesaufnahme. Aufgenommen wurde sie von jungen Offizieren des Generalstabes und des Ingenieur- und Artilleriekorps in den Jahren von 1827 bis 1861. Zur Ausführung dieser Arbeiten wurden Messtisch und Kippregel benutzt. Durch Abstimmung mit der nördlich anschließenden dänischen Gradmessung durch seinen ehemaligen Schüler Heinrich Christian Schumacher bei seiner Arbeit an der Braaker Basis bei Hamburg konnte Gauß auf eine eigene Basismessung verzichten. Die Gaußsche Landesaufnahme bezog sich auf die dänische Basislinie."
Beispielhafter Kartenausschnitt der Gaußschen Landesaufnahme:
Für unseren Bereich steht leider kein reproduziertes Blatt der LGNG zur Verfügung. An dem Beispiel von Haselünne ist aber deutlich der Fortschritt gegenüber der Kurhannoverschen Landesaufnahme zu erkennen.
Die Lüneburger Heide "[...] ist eine große, geografisch überwiegend flachwellige Heide-, Geest- und Waldlandschaft im Nordosten Niedersachsens in den Einzugsbereichen der Städte Hamburg, Bremen und Hannover. Sie ist nach der Stadt Lüneburg benannt und umfasst den Hauptteil des früheren Fürstentums Lüneburg. Besonders in den zentralen Teilen der Lüneburger Heide sind weiträumige Heideflächen erhalten. Sie bedeckten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts weite Teile Norddeutschlands, sind aber inzwischen außerhalb der Lüneburger Heide fast vollständig verschwunden. Die Heidelandschaften sind seit der Jungsteinzeit durch Überweidung der ehemals weit verbreiteten Wälder auf unfruchtbaren Sandböden im Bereich der Geest entstanden. Die noch vorhandenen Reste dieser historischen Kulturlandschaft werden vor allem durch die Beweidung mit Heidschnucken offengehalten.[1] [...] Entstehung und Entwicklung der Heidelandschaft Lüneburger Heide Nach dem Ende der Weichseleiszeit (vor 115.000 bis 10.000 Jahren) entstanden auf dem Gebiet der heutigen Lüneburger Heide erste Wälder, die sich infolge der natürlichen Sukzession und aufgrund einer langsamen Klimaverbesserung von Birken-Kiefernwäldern über Haselwälder hin zu lichten Traubeneichenwäldern entwickelten. Die Heide und ihr Umland gehören zu jenen Gegenden der Norddeutschen Tiefebene, in denen die jägerischen Kulturen des Mesolithikums schon früh von neolithischen Bauern verdrängt wurden. Auf den flachgewellten, sandigen Geestflächen der Lüneburger Heide entstanden bereits in der Jungsteinzeit seit 3000 v. Chr. durch intensive Beweidung der damaligen Traubeneichenwälder und der damit verbundenen Zerstörung des nachwachsenden Waldbestandes größere offene Flächen, die sich mit einer weitgehend beweidungsresistenten Pflanzenart bestockten, der Besenheide(Calluna vulgaris). Allerdings gelang es den Eichen- und Buchenwaldgesellschaften immer wieder, vom Menschen aufgegebene Heiden zu besiedeln. Über lange Zeiträume hinweg wechselten auf dem Gebiet der Lüneburger Heide Perioden mit einer großen Ausdehnung der Heiden und solche mit einer weitgehend geschlossenen Walddecke und nur kleinen Heideflächen. Zuletzt nahm nach der Zeit der Völkerwanderung der Waldanteil des Gebietes erheblich zu.[24] Erst ab dem Jahr 1000 zeigen Pollendiagramme einen stetigen Rückgang der Waldbestände und eine erhebliche Ausbreitung der Calluna-Heiden. Dies wird mit der Umstellung von einer ortsungebundenen zu einer ortsgebundenen Landwirtschaft mit Dauersiedlungen in Verbindung gebracht. Es entstand die typische Heidebauernwirtschaft: Aufgrund der armen Böden mussten die wenigen vorhandenen Nährstoffe eines großen Gebietes auf verhältnismäßig kleinen Äckern konzentriert werden, damit dort überhaupt noch Getreide angebaut werden konnte. Dies geschah durch die regelmäßige Abtragung des Oberbodens (Plaggen), der als Streu für die Ställe der Heidschnucken verwendet wurde. Dieser wurde dann – angereichert mit dem Kot und Harn der Schafe – als Dünger auf die Felder aufgebracht.
Durch die sogenannten Plaggenhiebe wurde die Regenerationskraft der Böden erschöpft. Die regelmäßige Abtragung des Oberbodens führte zur Ausbreitung der Heide. [...] Die vielfach auch in Büchern geäußerte Ansicht, die Heide sei im Mittelalter durch den Holzbedarf der Lüneburger Saline entstanden, ist nicht klar belegbar:[25] Die Lüneburger Saline benötigte große Mengen Brennholz zum Betrieb der für die Salzgewinnung erforderlichen Sudpfannen. Die benötigte Menge wäre selbst in der Hauptzeit der Produktion (Blütezeit der Hanse) von einer kleineren Waldfläche nachhaltig zu liefern gewesen, die Heide ist jedoch über 7000 km² groß. Auch kam das Holz nicht aus der Heide, sondern über den Wasserweg, insbesondere aus Mecklenburg über die Elbe und aus dem Gebiet des Schaalsees. Der Landweg (es fließen außer der auch damals nur bedingt schiffbaren Ilmenau keine Flüsse aus dem Kernbereich der Heide nach Lüneburg) wäre viel zu kostspielig gewesen."
Quelle und ganzer Artikel in Wikipedia zum Nachlesen.
Zusatzinformation: Andreas Sieland (LGLN) teilte mit, dass die Heidelandschaft ab 1750 systematisch aufgeforstet wurde, vor allem mit Kiefern, um durch die Nadeln und Humusbildung im Laufe der Zeit die Böden wieder zu verbessern - bei gleichzeitiger zukünftiger Holznutzung.
Ausschnitt aus einer heutigen Karte der LGLN mit der Lage des Gauß-Steines (die blaue Ellipse zeigt die Höhe von 92 m).
Exkurs: Die wissenschaftliche Vermessungsmethoden "Triangulation (Geodäsie)"
Die Triangulation (Aufteilen einer Fläche in Dreiecke und deren Ausmessung) ist das klassische Verfahren der Geodäsie zur Durchführung einer Landesvermessung. In Europa und Amerika wurden solche trigonometrischenVermessungsnetze von fast allen Staaten im 18. und 19. Jahrhundert etabliert; einige westliche Kleinstaaten und die meisten Entwicklungsländer führten diese Aufgabe auch noch im 20. Jahrhundert durch. Die Grundlagenvermessung eines Landes in Form von Dreiecksnetzen diente auch der sogenannten Erdmessung (Erforschung der großräumigen Erdfigur) sowie als Basis für die Landesaufnahme (Erstellung genauer Landkarten) und für alle weiteren Vermessungsarbeiten. Die Methode wurde vermutlich schon um 800 von arabischen Astronomen für die Bestimmung der Erdfigur (Gradmessung) erprobt, mathematisch präzise aber erst um 1615 von Snellius ausgearbeitet. Ihre praktische Anwendung wurde ab den 1970er-Jahren sukzessive durch die neuen Verfahren der Satellitengeodäsie abgelöst.
Carl Friedrich Gauß – Spuren seines Lebens Von Torsten Gohlisch und André Sieland
Carl Friedrich Gauß hat den Großteil seines Lebens auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens verbracht. Er wurde 1777 in Braunschweig geboren, studierte in Braunschweig und Göttingen, promovierte in Helmstedt und arbeitete als Professor für Astronomie und als Direktor der Sternwarte bis zu seinem Tod (1855) in Göttingen. Reisen nach Berlin und Süddeutschland gehören zu den seltenen Ereignissen, bei denen er längere Strecken von zu Hause entfernt war. Angebote auf wissenschaftliche Posten in Russland und Preußen lehnte er ab.
Gauß hat in Niedersachsen vielfältige Spuren seines Lebens als Astronom, Mathematiker, Physiker und Geodät hinterlassen. Eine Gattung eher unauffälliger Steinmale ist vielfach mit seinem Namen verbunden. Gaußsteine finden sich in weiten Teilen Niedersachsens und berichten von einem – im wahrsten Sinne des Wortes – weitblickenden Projekt: der Vermessung des Königreichs Hannover. 1820 erhielt er den Auftrag von König Georg IV., 1821 begann er mit den Geländearbeiten, bis 1825 hatte er mit Gradmessungen die Grundlagen für weitere Vermessungsarbeiten gelegt. Die folgende Landesvermessung setzten dann andere – unter anderem sein Sohn Joseph – bis 1844 fort.
Für die Vermessung benötigt man Basispunkte, von denen man messen, die man aber auch von anderen Stationen aus anpeilen kann. Diese Punkte sollten befestigt sein, damit man sie auch nach Jahren erneut für Messungen nutzen kann. Heute werden als Gaußsteine steinerne lang-schmale Pfeiler mit – falls erhalten – quadratischer, überrandständiger Deckplatte bezeichnet. Die Deckplatte diente zur Auflage von Messgeräten. Die Quader markieren in der Regel einen unterirdischen Basispunkt.
Die Idee zu diesen steinernen Markierungspunkten mag auf die Gaußschen Vermessungsarbeiten zurückgehen, regelhaft gesetzt wurden sie jedoch erst in späteren Zeiten. Trotz der soliden Bauweise haben viele Gaußsteine die letzten Jahrhunderte nicht überstanden. Häufig wurden die Basispunkte bereits kurz nach Beendigung der Messungen mutwillig zerstört. Landbesitzer und Bauern vermuteten hinter den Vermessungsarbeiten Maßnahmen zur Veränderung des Steuerwesens und ebneten viele Punkte wieder ein.
Neben den künstlich gesetzten Vermessungspunkten dienten gebaute Landmarken wie Kirch- oder Leuchttürme ebenfalls als Messgrundlage.
Gauß war nicht der erste, der mittels Triangulation große Dreiecke über Niedersachsen legte, um damit Winkel und Entfernungen zu berechnen. Aber er war der erste, der aufgrund seiner überragenden mathematischen Fähigkeiten Methoden zur Fehlerminimierung erarbeitete und dem es gelang, die vermessungstechnisch äußerst schwierige Lüneburger Heide in das Dreiecksnetz einzubeziehen. Und er entwickelte aus der praktischen Arbeit heraus neue Messgeräte, wie zum Beispiel den Heliotrop, die die Arbeit vereinfachten und die Messgenauigkeit deutlich verbesserten.
Vorgängerin war die französische Militärtriangulation unter Oberst Epailly, der während der Besatzung 1804/1805 weiträumige Vermessungen durchführte. Den Gaußschen Messungen waren in den Nachbarländern auch die holländische (1802-1811) und die dänische Triangulation vorangegangen. Letztere war Ausgangspunkt der Vermessungen im Königreich Hannover. Heinrich Christian Schumacher (1780-1850), ein ehemaliger Student von Carl Friedrich Gauß, hatte die dänischen Vermessungen geleitet und angeregt, den Anschluss nach Süden als Projekt durch Gauß ausführen zu lassen.
Neben den Vermessungspunkten werden einige weitere Stationen des Lebens von Carl Friedrich Gauß im Themenlayer vorgestellt. Sein Geburtshaus ist kriegsbedingt nicht mehr erhalten, aber die Sternwarte in Göttingen als seine langjährige Wirkungsstätte, sein Grab auf dem Albani-Friedhof, die Wohnung seines Promotionsbetreuers in Helmstedt, wo er seine Dissertation redigierte, und einige andere lassen sich aufzeigen. Viele Objekte stehen heute unter dem Schutz des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes.
Zum Weiterlesen: A. Sieland (Hrsg./Bearb.): Correspondenzen der Königlich Hannoverschen Landesvermessung (1821-1844). Carl Friedrich Gauß, Carl Joseph Gauß, Johann Georg Friedrich Hartmann, Georg Wilhelm Müller et. al. Bände 1-3, Remagen-Oberwinter 2021W. Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland, 2. Aufl., Berlin 2009Th. Gerardy: Die Triangulation des Königreichs Hannover durch C. F. Gauß (1821-1844), in: Niedersächsische Vermessungs- und Katasterverwaltung (Hrsg.): C. F. Gauss und die Landesvermessung in Niedersachsen, Hannover 1955, S. 83-114G. Biegel/K. Reich: Carl Friedrich Gauß. Genie aus Braunschweig – Professor in Göttingen, 2. Aufl., Braunschweig 2009